Bayernliga Süd: Kann der TSV die Junglöwen bändigen?
Beim Heimspiel in der vergangenen Saison trennten sich Nördlingen (in Grün, mit Felix Käser) und die Junglöwen 1:1. Auswärts gab es für die Rieser eine 1:4-Niederlage. Foto: Dieter Mack (Archivbild) |
07.09.2024 | Quelle: Rieser Nachrichten (Nico Lutz)
Die zweite Mannschaft von 1860 München ist noch ohne Niederlage. Warum Nördlingens Trainer Kerscher sich trotzdem auf das Duell freut.
Fans von Traditionsmannschaften haben es oft nicht leicht, das trifft auch auf die Anhänger des TSV 1860 München zu. Sportliche Misserfolge, finanzielle Probleme und Konflikte im Verein sorgen für ständige Unruhe bei den Löwen, die auch in dieser Spielzeit einen eher schwachen Start in die Dritte Liga hingelegt haben. Für Aufmunterung sorgt immerhin die zweite Mannschaft, die es aktuell deutlich besser macht: Nach acht Partien in der Bayernliga Süd stehen 18 Punkte auf dem Konto der Junglöwen, die mit fünf Siegen und drei Unentschieden noch ungeschlagen sind und ein Torverhältnis von 17:6 vorweisen. An diesem Samstag ist der TSV 1860 München II zu Gast in Nördlingen, Anpfiff ist um 15.30 Uhr im Gerd-Müller-Stadion.
Den „Sechzgern“ ist nach dem siebten Rang im Vorjahr ein hervorragender Einstand in ihre nunmehr siebte Spielzeit in der Bayernliga gelungen. Siege über Tabellenführer Kottern und Deisenhofen sowie Unentschieden gegen Meister Erlbach und Absteiger Memmingen stechen heraus, nur ein Zähler trennt die drittplatzierten Münchner von den beiden punktgleichen Teams vor ihnen, die jeweils schon ein Spiel mehr absolviert haben.
Ein Auftakt nach Maß also für den neuen Trainer Felix Hirschnagl, der bislang die U17-Bundesligaauswahl der Löwen betreute. Nach fünf Jahren als Jugendtrainer trat er im Sommer das schwere Erbe des etwas überraschend abgetretenen Frank Schmöller an, bislang mit Erfolg.
Seine blutjunge Truppe – im Schnitt 20,4 Jahre alt – hat einen mittelgroßen Umbruch hinter sich, nachdem Akteure wie Moritz Bangerter und Tim Kloss den Sprung zur Profimannschaft geschafft haben. Der bisherige Kapitän und Topscorer (elf Tore und acht Vorlagen) Samir Neziri verließ den Verein, nachdem er keine Chance bei den Profis erhalten hatte. Der erst 22-Jährige entschied sich interessanterweise gegen höherklassige Angebote und wechselte zurück in seine Heimat Penzberg, wo er „nur“ Bezirksliga spielt. Auch der zweiterfolgreichste Angreifer Leon Tutic (acht Tore) wählte einen Transfer und schloss sich Regionalligist Buchbach an.
Die Junglöwen haben ihre Abgänge größtenteils mit Nachwuchsspielern kompensiert, ein Beispiel ist Erion Avdija. Die neue Nummer eins zwischen den Pfosten kassierte zuletzt ein Sonderlob vom Trainer und spielte bereits viermal zu null. So auch am vergangenen Wochenende beim 3:0-Erfolg gegen Deisenhofen, wo drei weitere Youngster auf sich aufmerksam machten: Die Torschützen Sean Dulic, Arin Garza und Noah Klose, er ist der Sohn von Weltmeister Miroslav Klose, stammen ebenso wie Avdija aus dem letztjährigen U19-Bundesliga-Kader. Das trifft auch auf Angreifer Cristian Leone zu, mit vier Toren ist er der bislang treffsicherste Löwe. Den Babysitter spielt der erfahrene 35-jährige Neuzugang Alexander Benede Aquayo, der Verteidiger lief zuvor für Landsberg auf.
Getrübt wird das harmonische Gesamtbild bei 1860 II durch die schwere Verletzung von Kapitän Anian Brönauer, der nach drei Spielen schon vier Mal geknipst hatte. Ende Juli sprang dem 22-Jährigen im Spiel gegen Ismaning die Kniescheibe heraus, weshalb er lange ausfallen wird.
Dennoch wird der kommende Gegner des TSV Nördlingen ein sehr schwieriger, das weiß auch Coach Daniel Kerscher: „Aus meiner Sicht ist Sechzig aktuell eine der stärksten Mannschaften der Liga. Sie sind zum einen enorm ballsicher, aber auch sehr aggressiv gegen die Kugel, was für ein junges Team eher ungewöhnlich ist.“
Die Stärke des Gegners liegt in dessen Gesamtqualität, so Kerscher weiter: „Die komplette Mannschaft besteht aus super ausgebildeten Spielern aus dem Bundesliga-Nachwuchs. Die streben alle noch eine Profikarriere an und werden dementsprechend engagiert auftreten.“ Gerade deshalb freue er sich auf das Duell mit der Drittliga-Reserve, wie Kerscher klarmacht: „Für uns ist es natürlich immer ein Highlight, gegen eine Mannschaft zu spielen, die unter Profibedingungen trainiert.“ Nach der jüngsten Niederlage in Ismaning fordert der Übungsleiter wieder „aggressiveren Fußball“, zudem müsse man die Torchancen effektiver nutzen. Dabei hilft, dass Kerscher an diesem Samstag wieder alle Mann an Bord hat. Die zuletzt ausgefallenen Nico Schmidt, Julian Bosch und Mirko Puscher sind zurück, darüber hinaus ist der neu verpflichtete Torhüter Florian Rauh nun spielberechtigt.