Bayernliga Süd: Ein Spiel wie ein Aprilscherz

 
Kann es nicht fassen: Nördlingens Simon Gruber im Spiel gegen den TSV Rosenheim. Foto: Dieter Mack  

3. April 2023 | Quelle: Rieser Nachrichten

Gegen Rosenheim wird aus einem sicheren Nördlinger Sieg ein unfassbares 2:2-Unentschieden. Der TSV vergibt massenhaft Chancen und wird am Ende bestraft.

Das Heimspiel des Bayernligisten TSV Nördlingen gegen den TSV Rosenheim hat alle, die es am Samstag gesehen haben, fassungslos zurückgelassen. Die stark abstiegsbedrohten Gäste aus Oberbayern dürften selbst nicht gewusst haben, wie sie aus dieser Partie einen Punkt mitnehmen konnten. Dem Nördlinger Anhang muss das 2:2 wie ein Aprilscherz vorgekommen sein – an dessen Ende aber nur die Rosenheimer etwas zu lachen hatten. Dass aus dem sicher geglaubten Sieg am Ende noch eine Punkteteilung wurde, haben sich die Rieser allein selbst zuzuschreiben.

Die knapp 300 Zuschauerinnen und Zuschauer im Gerd-Müller-Stadion sahen von Anfang an eine Partie deutlich unterhalb des gewohnten Bayernliga-Niveaus. Zahlreiche Fehlpässe auf beiden Seiten prägten die Anfangsminuten, einer davon ermöglichte Rosenheims Dennis Polat den ersten Torschuss in der 6. Minute. Die Heimmannschaft wurde nach 16 Minuten annähernd gefährlich mit einer Flanke von Puscher in den Strafraum, die aber niemanden erreichte.

 

Einer der zahlreichen Nördlinger Bälle, die beim Gegner landeten, ermöglichte Rosenheims Außenstürmer Mustafic eine gute Gelegenheit, als er von links in den Nördlinger Strafraum zog, den Ball aber übers Tor schoss (17.). Auf der anderen Seite hatte Nördlingens Julian Brandt wohl Ideen, wie der Ball an der Gästeabwehr vorbeizubringen ist, war damit aber alleine, denn seine Pässe fanden wiederholt keinen Abnehmer.

Ein aussichtsreicher Konter der Gäste nach einer Nördlinger Ecke wurde in der 23. Minute von Mirko Puscher entschärft – er war noch einer der Besten in der durch die Bank schwach spielenden Heimmannschaft. Für einen Schreckmoment sorgte Nördlingens Schlussmann Besel in der 25. Minute, als er einen Ball vertändelte, die Abwehrleute konnten die Situation noch mal entschärfen. Es war ein Glück für Nördlingen, dass die Gäste keinen Deut besser spielten und die zahlreichen Fehler nicht nutzten.

Nach einer halben Stunde wurden die Rieser langsam gefährlicher und näherten sich mit besser werdenden Chancen dem Rosenheimer Tor an. Puschers Fernschuss wehrte der Torwart ab (30.), Schröter verzog fünf Minuten später deutlich. Wieder ein Fehlpass, diesmal von Simon Gruber, ermöglichte Rosenheim die nächste Chance, doch diesmal war der herausgekommene Besel der Retter. In der 42. Minute belohnten sich die Nördlinger: Puschers schöner Pass in die Spitze fand Simon Gruber, der den Torwart tunnelte und Nördlingen 1:0 in Führung brachte.

Die zweite Halbzeit brachte schnell die erste Gelbe Karte in einer sonst zumindest fairen Partie, Jens Schüler hatte Mustafic zu Fall gebracht. Den fälligen Freistoß wehrte Besel mit der Faust ab. Die Rieser wurden jetzt nochmals gefährlicher: In der 55. Minute flankte Manuel Meyer in den Strafraum, Brandt konnte den Ball nicht verwerten. Zwei Minuten später eine Riesenchance, als Meyer, Gruber und Brandt gegen drei Rosenheimer auf das Tor zustürmten, aber nichts daraus machen konnten. Puscher schoss noch mal übers Tor (59.). Wenig später gab es ein Gestocher im Gästestrafraum mit Gruber-Beteiligung, aber wieder ohne Tor. Einen Freistoß aus guter Position, halb links an der Strafraumkante, jagte Schüler in die Mauer (64.). Die Nördlinger hatten weitere Chancen im Minutentakt, schnürten die Rosenheimer in deren Strafraum ein. Das 2:0 schien eine Frage der Zeit, wollte aber ein ums andere Mal nicht fallen.

Gruber und vor allem Brandt vergaben beste Chancen. Zweimal ging der Ball doch über die Linie, allerdings entschied der selten geforderte, aber stets souveräne Schiedsrichter Torsten Wenzlik beide Male auf Abseits (71. und 80.). Auch die überforderten, aber nicht aufgebenden Gäste brachten zwei Bälle auf Besels Kasten, aber Liam Markulin zielte beide Male zu hoch.

Kurz nach Beginn der mit fünf Minuten üppig bemessenen Nachspielzeit schien der Drops gelutscht: Der eingewechselte Luka Pesut war es, der nach einer Energieleistung von Kapitän Meyer dessen Hereingabe verwertete und das 2:0 erzielte (90+2.). Offenbar glaubten die Nördlinger, den Gegner damit gebrochen zu haben, denn anders ist die schwache Verteidigungsarbeit danach nicht zu erklären. In der 94. Minute setzte sich Rosenheims Bojan Tanev links außen am Strafraum durch und jagte den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck – 2:1. Anstatt den Sieg über die Zeit zu bringen, ließen die Nördlinger einen weiteren Angriff über die linke Seite zu und Lucas Gratt schoss in der letzten Szene des Spiels das nicht mehr für möglich gehaltene 2:2.

Zurück blieben ekstatisch feiernde Gäste, völlig niedergeschlagene Nördlinger und Zuschauer zwischen Fassungslosigkeit und Ärger.

Robert Gierzinger, Trainer TSV 1860 Rosenheim: „Die erste Hälfte war ausgeglichen. Dass sich beide Mannschaften etwas neutralisiert haben, hat gut funktioniert. In der zweiten Halbzeit hatte die Heimmannschaft viele Chancen, da hätten wir auch schnell das 2:0 kriegen können. Dass wir dran bleiben und der Nachspielzeit zweimal treffen zeigt, dass die Mannschaft lebt und dass wir nicht aufgeben.“

Karl Schreitmüller, Trainer TSV 1861 Nördlingen: „Es war ein grottenschlechtes Spiel, auf schlechtem Landesliga-Niveau. Das Spiel war entschieden, aber dann baut man die auf. In der zweiten Halbzeit waren wir besser, aber dann so einen Scheiß zu machen – ohne Worte. Das lag auch nicht an einem heute, das war die ganze Mannschaft.“

TSV Nördlingen: Besel; Puscher, Gruber (89. Alisanovic), Meyer, Schüler, Bosch, Schröter (78. Pesut), Brandt (83. Ka. Ciraci), Schmidt, Mayer, Hertlein

TSV Rosenheim: Amann; Krasnic, Tanev, Gratt, Cosentino (55. Markulin), Polat, Merdan, Mustafic, Mösl, Salkic (89. Hetemi), Löser (75. Nkunga)

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